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Asthma gehört zu den chronischen funktionellen Erkrankungen, die in den letzten Jahren immer häufiger auftreten. In der konventionellen Medizin wird versucht, die Reagibilität der Atemwege zu vermindern, um ein Zuschwellen der Trachealschleimhäute und eine Verengung der Luftröhre bei allergischen Reizen oder Überanstrengung zu verhindern, wie bei einer Allergie. Damit wird das Symptom, nicht aber die Ursache behandelt. Diese wird in der atopischen Neigung des Patienten gesehen.
In der āyurvedischen Medizin wird die Ursache von Asthma – wie im Übrigen auch der anderen allergischen Erkrankungen – nicht als eine Überaktivität des Immunsystems verstanden. Im Gegenteil, das Immunsystem gilt durch einen unvollständigen Stoffwechsel als geschwächt.
Kurze Einführung in die ayurvedische Anatomie und Physiologie
Der Āyurveda ist ein energetisches Medizinsystem. Aus seiner Sicht werden alle Funktionen auf körperlicher, geistiger und psychischer Ebene durch das harmonische Zusammenspiel der doṣas vāta, pitta und kapha angestoßen, umgesetzt und stabilisiert. Dabei wirken die doṣas durch ihre Eigenschaften. vāta, der als trocken, kalt, instabil, leicht und sehr fein beschrieben wird, ist für die Kontrolle, Taktung, Impulsgebung und Bewegung verantwortlich. pitta sorgt für Umwandlung, Wärmeentwicklung, Farbgebung und Verdauung, ist daher scharf, heiß, durchdringend und leicht fettig. kapha führt über seine Eigenschaften schwer, dicht, langsam, süß und kalt zu Stabilität und Kraft.
Alle doṣas entstehen im Magen-Darm-Trakt: vāta im Dickdarm, pitta im Dünndarm und kapha im Magen. Sie wirken nicht nur auf den Körper, sondern auf allen Ebenen des Individuums, körperlich, emotional und mental. Die doṣas fließen gemeinsam mit den verschiedenen Gewebeflüssigkeiten und der Immunsubstanz durch Biokanäle. Diese sind als funktionelle Systeme geordnet. Sie haben eine Fließrichtung, eine veränderliche Fließgeschwindigkeit sowie einen selektiven Transport durch die Kanalwände in die Gewebe.
Die Verdauung ist eines der zentralen Themen des Āyurveda. Alles, was aufgenommen wird, wird zunächst im Magen-Darm-System durch das Verdauungsfeuer, agni, verdaut, das in seinen Brenneigenschaften von den doṣas beeinflusst wird.
Dabei wird die Nahrung im Magen zunächst nur vorverdaut. Im Dündarm findet die vollständige Trennung zwischen Nähressenzen und Abfallstoffen statt. Die Nahrungsessenz wird aufgenommmen und in das Plasma eingeleitet, von wo aus die verschiedenen Gewebe ernährt werden. Der Dickdarm trocknet den Darminhalt ein und trennt Urin von festem Stuhl.
Asthma aus ayurvedischer Sicht Āyurvedische Erkrankungen können nie mit den schulmedizinisch beschriebenen Entitäten gleich gesetzt werden. Eine direkte Übersetzung von einem schulmedizinischen Krankheitsbild in ein āyurvedisches ist daher nicht möglich. Im Āyurveda werden Krankheiten nach ihrem Kardinalsymptom benannt. Die Krankheit, deren zentrales Symptom die Atemnot ist, wird unter dem Begriff »śvāsa« beschrieben.
Drei Ursachengruppen führen zu śvāsa:
Die verursachenden Faktoren schwächen das Verdauungsfeuer agni. Die schon destabilisierten doṣas werden durch die Störung des Verdauungsfeuers weiter gereizt. Dadurch kommt es nicht zur vollständigen Verdauung der im Magen schon schlecht vorverdauten Nahrung. Unvollständig verstoffwechselte Metabolite, āma genannt, bilden sich jenseits des Magens und werden in das Plasma aufgenommen. Dies blockiert den lebensspendenden vāta, prāṇavāyu, der zusammen mit dem von āma belasteten befeuchtenden Magen-kapha die die Lebenskraft der prāṇatragenden Kanäle blockiert. Diese sitzen vor allem in den Atemwegen, aber auch im Nervenmark. Auch die Biokanäle, die Nahrung und Feuchtigkeit tragen, werden gestört. Dadurch kommt es zum Verengen der Atemwege mit der daraus entstehenden Atemnot.