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Die Schwangerschaft bedeutet für die werdende Mutter eine große Umstellungsleistung. Sie passt sich in einem extremen Maß dieser Sondersituation an. Das Herzkreislaufsystem wird durch die Gewichtszunahme, die Steigerung des Blutvolumens, den sinkenden peripheren Widerstand, die Eisenmangelanämie und die Abnahme des kolloidosmotischen Drucks belastet. Das Atemsystem wird durch den vermehrten O2 -Bedarf und den Zwerchfellhochstand in späteren Schwangerschaftsstadien herausgefordert.
Der Stoffwechsel wird durch Veränderungen der Sekretion von Thyroxin, Parathormon, Kortisol und Aldosteron bei anfangs erhöhter, später sinkender Insulinempfindlichkeit destabilisiert. Auch alle anderen funktionellen Systeme adaptieren sich stark an die Schwangerschaft und können in eine Fehlfunktion geraten.
Auch aus ayurvedischer Sicht ist die Schwangerschaft eine sensible Periode im Leben der werdenden Mutter und ihrem Kind. Das dosha-Gleichgewicht wird belastet, insbesondere apana-vayu wird in der Frühschwangerschaft blockiert und in udana-vayu umgeleitet. Dies erklärt die Übelkeit und das Erbrechen in der Frühschwangerschaft gekoppelt mit einer Obstipationsneigung. Die agnis, die Verdauungsfeuer, müssen sich anpassen, um einen verstärkten Stoffwechsel leisten zu können. Es kommt leichter zu ama-Bildung, der Bildung von unvollständig abgebauten Metaboliten, was zu Störungen des Flusses in den funktionellen Systemen (srotamsi) führt. Dies kann sich in Ödemen, Blutdruckschwankungen, einer höhten Infektanfälligkeit oder in Stoffwechselentgleisungen äußern.
Schon seit Jahrzehnten ist den unterschiedlichsten Studien zu entnehmen, dass Yoga körperlich zu einer erhöhten Effizienz führt. Das Herzkreislaufsystem stabilisiert sich, die Lungenfunktion verbessert sich in allen Parametern. Der Stoffwechsel wird stabilisiert, die Serumkonzentration von Cholesterin gesenkt, von Protein erhöht. Die Katecholamine werden vermindert synthetisiert und beschleunigt abgebaut. Der Blutzuckerspiegel gesenkt. Auch das muskuloskelettale System wird durch eine Verbesserung der neuromotorischen Koordination und vertiefter Muskelrelaxation effektiver und elastischer. Die immunologische Wirkung der Yogapraxis lässt sich ebenfalls zunehmend experimentell belegen: Yoga führt zu einer reduzierten Entzündungsneigung und einem stabilisierten Immunstatus.
Psychisch unterstützt Yoga die Schwangere, indem es die Selbstwahrnehmung verbessert, Ängstlichkeit und Depressivität vermindert und die Stresstoleranz erhöht. Das äußert sich auch in einer schmerzärmeren Geburt. Eine ayurvedische Beratung zu Ernährung und Lebensweise wird oft zur Unterstützung in die Therapie einbezogen, um den Stoffwechsel weiter zu stabilisieren, indem der Hunger respektiert wird und die Gewebe durch eine frische, einfache, feuchte und sanft gewürzte Ernährung genährt werden. Das Prinzip der Reinheit wird gefördert über Rhythmus und Regelmäßigkeit, einem Verzicht auf Genussgifte und übermäßige Stimulation sowie einer Vereinfachung des Lebensstils.
Yoga ist keine einfache Gymnastik. Man sollte sich gerade in der Schwangerschaft nicht einfach selbst Yoga beibringen. Yogalehrer ist ein Beruf, der vom Bund der Deutschen Yogalehrer (BDY), der Europäischen Yoga Union (EYU) oder anderen Yogaverbänden standardisiert ist und eine mehrjährige Ausbildung umfasst. Ein Yogatherapeut ist ein Yogalehrer, der zusätzlich zu seiner Yogalehrerausbildung eine ausführliche medizinisch-therapeutische Ausbildung absolviert hat. Hier gibt es ebenfalls Standardisierungen der Ausbildungsqualität, z. B. durch die Deutsche Gesellschaft für Yogatherapie (DeGYT) oder durch die International Association of Yoga Therapy (IAYT). Die jeweiligen Websites informieren bei der Suche nach geeigneten Yogalehrern oder -therapeuten.
Für mehr Wissen über die Anwendungsgebiete von Yogatherapie, kann unsere Videoaufzeichnung des Yogatherapie Infoabends weiterhelfen!